Neben der Stimulation der Eierstöcke mit der direkten Wirkung auf die Eizellen sind häufig begleitende Behandlungen angezeigt. Deshalb gehört es zu jeder Grundabklärung bei Kinderwunsch, auch andere hormonaktive Systeme zu untersuchen.
Allfällige Störungen können so erfasst und therapiert werden. Prophylaktische Massnahmen können die eigentliche Sterilitätsbehandlung unterstützen und damit verbessern.
Die Untersuchung der Schilddrüse nimmt eine zentrale Rolle im Rahmen der Grundabklärung ein. Häufige Fehlfunktion ist die Unterfunktion, welche bei geringem Ausmass selbst nicht mit Gesundheitsstörungen bemerkt wird. Bei Unterfunktion ist die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit aber reduziert und die Aborthäufigkeit erhöht. Behandelt wird mit einem Schilddrüsenhormon (Eltroxin®, Euthyrox®), welches täglich 1/2 Stunde vor dem Frühstück eingenommen werden muss.
Prolaktin (Milchhormon) behindert die Ausschüttung von LH und FSH. Deshalb ist ein zu hoher Prolaktinspiegel im Blut häufig ein Begleitgrund für eine Sterilität. Eine Senkung des Prolaktins durch Medikamente ist in der Regel auf einfache Weise möglich.
Dazu wird verwendet: Dostinex® (1 – 2 x pro Woche), Norprolac® (täglich).
Es ist in umfangreichen Studien zweifelsfrei dokumentiert, dass zusätzliche Folsäure, die vor und zu Beginn einer Schwangerschaft eingenommen wird, eine besonders folgenschwere Missbildung verhüten hilft: Spina bifida (offener Rücken) und andere Fehlbildungen des Rückenmarks und Gehirns. Die prophylaktische Wirkung ist leider nicht zu 100% sicher, aber es können doch etwa drei Viertel aller Fälle mit dieser folgenschweren Fehlbildung vermieden werden. Die Missbildung führt zu einer lebenslangen Invalidität. Deshalb sollten alle Frauen, die Kinder haben möchten oder könnten, d.h. alle Frauen im gebärfähigen Alter ohne zuverlässige Antikonzeption täglich zusätzlich zur Nahrung 400 Microgramm (0,4 mg) Folsäure in Tablettenform zu sich nehmen.
Man weiss heute ausserdem, dass mit einer erhöhten Folsäurezufuhr auch weitere fötale Missbildungen verhütet werden können.
Es ist erwiesen, dass bei bestimmten Gerinnungsstörungen die Gabe von Aspirin (und Heparin) die Einnistung eines Embryos verbessern kann oder hilft, Fehlgeburten zu vermeiden. Schon verschiedentlich wurde auch der Versuch unternommen, mit einer solchen Aspirin-Gabe die Schwangerschaftsraten bei Frauen zu verbessern, welche keine Gerinnungsstörungen aufweisen. Verschiedene Studien zeigen aber keinen generellen Nutzen. Wir geben deshalb Aspirin nicht ohne vorherige Gerinnungsabklärung ab.
Das Diabetesmedikament Metformin könnte künftig Frauen helfen, die aufgrund eines so genannten Polyzystischen Ovarialsyndroms (PCOS) nicht schwanger werden. Etwa sechs Prozent aller Frauen leiden an einem Überschuss männlicher Hormone. Ursache ist meist ein PCOS.
Bei vielen Patientinnen verliert zudem das Hormon Insulin seine Wirkung. Ähnlich wie bei einem Altersdiabetes muss der Körper immer mehr Insulin produzieren, um den Blutzucker in Grenzen zu halten. Der hohe Insulinspiegel führt wiederum dazu, dass der Körper noch mehr männliche Hormone bildet.
Der Wirkstoff Metformin verbessert die Insulinwirkung. Hormonhaushalt und Zyklus normalisieren sich, auch der Eisprung findet wieder statt. Damit haben die Frauen gewisse Voraussetzungen, auf natürliche Weise schwanger zu werden. Offiziell ist Metformin noch nicht zur Behandlung von PCOS zugelassen. Die Nebenwirkungen (Magen-Darmbeschwerden) führen gelegentlich dazu, diese Behandlung abzusetzen.