Aspirin kann die Erfolge bei Kinderwunsch­behandlung verbessern. Ist das wirklich so?

Die Erkenntnis ist nicht neu: Es genügen 100 mg Aspirin täglich um die Durchblutung der Gebärmutter und damit den Aufbau der für die Einnistung wichtigen Schleimhaut deutlich zu verbessern. 100 mg ist eine sogenannte low dose Behandlung. Zur Schmerz­behandlung im Vergleich wird die 3-5 fache Menge Aspirin, also 300 – 500 mg verwendet.

Die Begleitbehandlung mit low dose Aspirin gehörte früher zu fast jedem IVF Programm. So auch bei uns. Mehrere solide und gut durchgeführte Studien zeigten dann aber, dass eigentlich keine zusätzliche Wirkung durch Aspirin resultierte und damit auch keine Verbesserung der Schwanger­schafts­raten zu erzielen war. Im Gegenteil wurde konstatiert: Gerade wegen dem Aspirin treten gele­gentlich Blutungen nach dem Embryotransfer auf, was alle Beteiligten immer wieder beunruhigte und auf Trab hält. Wie die meisten anderen Kliniken haben wir die generelle Abgabe von Aspirin bei IVF oder auch bei jeder anderen Kinderwunschbehandlung gestoppt.

Aspirin
Aspirin

Und nun diese Meldung: Professor Richard Paulson, ein renommierter Reproduktionsmediziner aus Kalifornien empfiehlt allen Frauen sofort mit Aspirin 100 mg (oder in den USA 81 mg) zu starten, wenn Kinderwunsch besteht. Einzige Ausnahme seien Frauen mit Allergien gegen den Wirkstoff Acetylsalicylsäure oder Magenbeschwerden nach der Tabletteneinnahme. Seine Empfehlung basiert auf eigenen Untersuchungen und nicht zuletzt auf der im Oktober an einem Kongress der amerikanischen Fachgesellschaft ASRM in Baltimore vorgestellten Studie der Utah University. Dort wurden 1'200 Frauen mit Kinderwunsch entweder mit Aspirin 81 mg täglich behandelt oder sie erhielten ein Placebo ohne Wirkstoff. Die Tatsache ein Kind zu gebären war in der Aspirin-Gruppe 20% höher als in der Placebo-Gruppe. Von Aspirin profitieren vor allem Frauen, welche vorher eine (1) Fehlgeburt vor der 20. Schwangerschaftswoche gehabt haben. Zudem war die Wirkung besser, wenn gleichzeitig leichte Entzündungszeichen festgestellt wurden und Aspirin somit auch auf dieser Ebene unterstützen konnte.

Rechtfertigt diese Studie nun die Empfehlung an alle Frauen bei Kinderwunsch Aspirin einzunehmen? Nein sagen viele Kritiker. Aspirin hat wie schon erwähnt auch Nebenwirkungen. Vor allem Blutungen und Magenbeschwerden können bei Langzeiteinnahme auftreten. Auch zur Verhinderung von wiederholten Fehlgeburten wird Aspirin nicht empfohlen.

Aspirin 100 mg bei Kinderwunsch ist also wieder im Gespräch. Das ist grundsätzlich positiv. Wir setzen Aspirin 100 oder Aspirin cardio, wie es bei uns heisst nur gezielt ein. Es gibt verschiedene Gründe über diesen Weg eine Verbesserung der Erfolgsaussicht zu erwarten. Die Frauen müssen aber informiert sein die Tabletten sofort abzusetzen, falls eine vorzeitige Blutung eintritt oder andere Probleme wie zum Beispiel Magenschmerzen festgestellt werden.

Die eingangs gestellt Frage ist somit immer noch nicht beantwortet. Oder anders ausgedrückt und in die Praxis umgesetzt:

  • Alle mit Aspirin behandeln => nicht empfohlen
  • Gezielt einsetzen => ja ist sinnvoll
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