Über viele Jahre schien die Entwicklung der männlichen Sterilität keine wesentlichen Fortschritte mehr zu erzielen. ICSI hat in den 90er Jahren eine neue Behandlungsmöglichkeit eröffnet und zu teilweise fast unglaublichen Erfolgen geführt. Trotzdem wurde rasch klar, dass mit ICSI alleine nicht alle Probleme zu lösen sind.
Neue Impulse geben heute Erkenntnisse, welche zeigen in welcher Form die „Verpackung“ der DNA in den Spermien die Befruchtung der Eizelle und die Entwicklung eines Embryos beeinflussen können. Dabei geht es nicht um genetische Störungen welche zu Missbildungen führen sondern um Brüche der DNA Stränge, genannt DNA-Fragmentation. Diese DNA-Fragmentationen erhöhen je nach Ausprägung die frühe Embryonalentwicklung und können zu vermehrten Fehlgeburten führen. Die Veränderungen sind deutlich häufiger zu finden, wenn die Zahl der nicht normal ausgeformten Spermien hoch ist (sog. Teratospermie). Auch die Apoptose (vorzeitiger „Zelltod“) gehört in dieses Spektrum und kann nur mit Spezialtests entdeckt werden.
Das standardisierte Spermiogramm gehört zu jeder Grundabklärung. Die erweiterten Untersuchungen sind dann bei gezielter Suche sinnvoll. Wir setzen diese Analysen in folgenden Fällen ein: Bei schwerer männliche Sub- oder Infertilität, wiederholten Aborten, wiederholt fehlender Einnistung von guten Embryonen bei der IVF/ICSI Behandlung und bei fehlender Befruchtung nach ICSI. Auch bei sog. „unerklärter Sterilität“ ist der Untersuchungsgang gerechtfertigt.
Die meisten dieser Tests mit den Bezeichnungen SCSA, Apoptosebestimmung, TUNEL, ROS oder FISH werden extern in einem spezialisierten Labor in Zürich (AndrologieZentrum Zürich, Dr. med. Chr. Sigg) durchgeführt.
Die einzelnen Analysen geben uns nachher Hinweise, in welcher Form die Spermien vor einer Befruchtung idealerweise aufbereitet und verbessert werden können. Dazu stehen uns zum Beispiel MACS (Magnetic Activated Cell Sorting), PICSI oder Microfluidics zur Verfügung. Alle diese Verfahren können bei uns angewendet werden. Aber wie aufgezeigt nur gezielt und nach entsprechenden spezifischen Voruntersuchungen. Nur so macht eine Anwendung Sinn und verbessert Ihre Behandlung.
Häufig kann auch der Mann selbst dazu beitragen die Spermienqualität zu verbessern. Viele Störungen sind durch Übergewicht, Rauchen, Ernährung oder Medikamente mitverursacht. Eine Änderung der Lebensgewohnheiten wird bei entsprechender Konstellation somit dringend empfohlen.